Anstatt in Klassenzimmern saßen am Dienstag 100 angehende Kaufleute im Einzelhandel, Kaufleute im Groß- und Außenhandel sowie Kaufleute für Büromanagement im zum Theater umfunktionierten Mehrzweckraum der Staatlichen Berufsschule 2 Passau. Dort führte das mobile Schultheater ueTheater Regensburg das Theaterstück des Autors und Regisseurs Kurt Raster „Ich bin kein Nazi, aber …“ auf, ein Plädoyer gegen Rechtspopulismus, für Demokratie.

In einem offen auf der Bühne ausgetragenen Meinungsstreit zwischen zwei angeblichen Schülern der Schule (Darstellende des ueTheaters) wird der Wahrheitsgehalt von rechtspopulistischen Aussagen untersucht und ihr antidemokratischer Kern aufgezeigt. Ein Schüler (Ole Bosse) repräsentiert dabei den von Rechten gerne verhöhnten "Gutmenschen", während die Schülerin (Jessica Schilling) rechtspopulistische Positionen vertritt.

Das Stück "Ich bin kein Nazi, aber …" geht auf die gängigen "Argumente" von Rechtspopulisten ein, entlarvt ihren menschenfeindlichen Kern und stellt nachprüfbare Fakten und demokratische Prinzipien dagegen. Dies gelingt, indem jeder Themenkomplex mit einer Publikumsfrage endet. Diese orientieren sich stark an Studien der jüngeren Vergangenheit zur Messung rechtspopulistischer bis rechtsextremer Einstellungen in der Bevölkerung. Die tatsächlichen Schüler werden in das Geschehen eingebunden, zum einen durch die Publikumsfragen, aber auch durch aktives Mitwirken auf der Bühne. In einer persönlichen Rückblende wird schließlich aufgezeigt, aus welchen Gründen heraus ein junger Mensch Anhänger eines autoritären, rückständigen Politikkonzepts werden kann.

In der Nachbesprechung des Stücks äußerten die Darsteller den Wunsch nach mehr politischem Diskurs und warnten davor, sich nur einseitig zu informieren. Sie riefen die Schüler dazu auf, Demokratie zu leben, wählen zu gehen und Positionen zu beziehen.

Schüler wie Lehrer waren davon fasziniert, mit wie wenig Requisiten und dafür umso mehr schauspielerischem Können die beiden Darsteller alle in ihren Bann ziehen konnten. Trotz des heiklen Themas war das Theaterstück Unterhaltung, machte Spaß und wurde so zu einem bleibenden Erlebnis, was die lebhafte Beteiligung an der Diskussionsrunde und der kräftige Applaus zeigten.
Die Staatliche Berufsschule 2 Passau bietet ihren Schülerinnen und Schülern als Schule ohne Rassismus in jedem Schuljahr Veranstaltungen zu diesem Themenbereich an. Das Theaterstück wurde im Rahmen des Wahlpflichtmoduls „Teilhabe am kulturellen Leben“ von der Fachbetreuerin für Deutsch Studiendirektorin Birgit Stockmeier organisiert.

_{Zeitungsartikel Theaterstück aus dem Schuljahr 2019/20}